Ein Gewächshaus ist ein kleines Paradies für Pflanzen: Es schützt vor Wind und Regen, verlängert die Gartensaison und ermöglicht frühe Ernten. Doch damit das Mikroklima darin funktioniert, ist die Temperaturregelung entscheidend. Zu viel Hitze schadet genauso wie Kälte, und Schwankungen können das Wachstum empfindlich stören. Mit ein paar einfachen Regeln lässt sich das Klima im Gewächshaus das ganze Jahr über stabil halten – ohne großen Aufwand und mit besten Ergebnissen.
Warum Temperaturkontrolle im Gewächshaus so wichtig ist
Pflanzen wachsen nur dann optimal, wenn sie sich in einem stabilen Temperaturbereich befinden. Schon ein Unterschied von wenigen Grad kann das Wachstum bremsen oder Krankheiten fördern.
- Zu hohe Temperaturen führen zu Hitzestress, welkenden Blättern und geringerer Fruchtbildung.
- Zu niedrige Temperaturen verlangsamen das Wachstum und machen Pflanzen anfällig für Pilze.
- Starke Schwankungen schwächen das Immunsystem der Pflanzen und begünstigen Schädlinge.
Tipp: Eine gleichmäßige Temperatur zwischen 18 und 25 °C ist für die meisten Gemüsearten ideal.
Regel 1: Lüften – das einfachste und effektivste Mittel
Frische Luft ist der Schlüssel zu einem gesunden Gewächshausklima. Regelmäßiges Lüften verhindert, dass sich Hitze und Feuchtigkeit stauen.
- Täglich lüften, besonders an sonnigen Tagen – am besten morgens und nachmittags.
- Bei großen Temperaturschwankungen lieber mehrmals kurz statt einmal lang öffnen.
- Ideal sind automatische Fensteröffner, die sich bei Hitze selbstständig öffnen und schließen.
Tipp: Öffnungen an gegenüberliegenden Seiten sorgen für Durchzug – so entsteht ein sanfter Luftstrom, der überschüssige Wärme abführt.
Regel 2: Schattieren im Sommer
Im Hochsommer kann die Temperatur im Gewächshaus schnell über 35 °C steigen – zu viel für Tomaten, Gurken oder Kräuter. Schattierung ist dann unverzichtbar.
- Schattiernetze oder -folien auf dem Dach reduzieren die Sonneneinstrahlung um 30–50 %.
- Kalkmilch (eine Mischung aus Wasser und Gartenkalk) kann auf Glasflächen gestrichen werden – sie reflektiert die Sonne und lässt trotzdem Licht durch.
- Innenrollos oder Schattierungstücher sind flexibel und leicht anzubringen.
Tipp: Eine Teilbeschattung reicht oft aus – Pflanzen brauchen weiterhin genügend Licht zum Wachsen.
Regel 3: Heizen im Frühjahr und Herbst
In Übergangszeiten ist ein wenig Wärme nötig, um empfindliche Pflanzen zu schützen oder das Wachstum zu fördern.
Möglichkeiten zum Heizen
- Elektroheizung mit Thermostat: einfach zu regulieren, ideal für kleinere Gewächshäuser.
- Gas- oder Petroleumheizung: leistungsstark, aber nur mit guter Belüftung verwenden.
- Bodenheizung oder Heizkabel: fördern gleichmäßige Wärme direkt an den Wurzeln.
Tipp: Eine Isolierfolie im Winter spart Energie und hält die Wärme länger im Inneren.
Regel 4: Temperatur regelmäßig messen
Ein Thermometer gehört zur Grundausstattung jedes Gewächshauses. Am besten misst man an mehreren Stellen, um ein realistisches Bild zu bekommen – besonders in Bodennähe und auf Pflanzenhöhe.
Digitale Klimasensoren oder Smart-Garten-Systeme erfassen Temperatur und Luftfeuchtigkeit automatisch und senden Warnungen aufs Smartphone. Praktische Tools wie Plantura Smart Sensor, Netatmo Wetterstation oder TFA KlimaLogg Pro erleichtern die Kontrolle.
Tipp: Eine Temperaturaufzeichnung hilft, Muster zu erkennen und Lüftung oder Heizung gezielt anzupassen.
Regel 5: Feuchtigkeit im Gleichgewicht halten
Temperatur und Luftfeuchtigkeit hängen eng zusammen. Ist es zu feucht, drohen Pilzkrankheiten wie Mehltau; ist es zu trocken, verlieren Pflanzen Wasser und Nährstoffe.
- Richtwert: 60–80 % Luftfeuchtigkeit für die meisten Kulturen.
- Zu feucht: regelmäßig lüften und Pflanzen nicht zu dicht setzen.
- Zu trocken: Schalen mit Wasser aufstellen oder den Boden leicht befeuchten.
Tipp: Morgens gießen statt abends – dann verdunstet überschüssige Feuchtigkeit tagsüber.
Regel 6: Pflanzenstand und Luftzirkulation
Eine gute Luftzirkulation sorgt nicht nur für stabile Temperaturen, sondern beugt auch Krankheiten vor.
- Pflanzen nicht zu dicht setzen – Luft muss zirkulieren können.
- Größere Pflanzen nach hinten, kleinere nach vorn stellen, damit das Licht gleichmäßig verteilt wird.
- Ein kleiner Ventilator auf niedriger Stufe unterstützt die Luftbewegung und stärkt die Pflanzenstängel.
Regel 7: Bodenklima beachten
Der Boden speichert Wärme und gibt sie nachts langsam ab. Ein gesunder, humusreicher Boden hilft also auch bei der Temperaturregulierung.
- Kompost oder Mulchschichten halten die Feuchtigkeit und verhindern extremes Aufheizen.
- In kalten Nächten kann man Steine oder Wasserkanister ins Gewächshaus stellen – sie speichern tagsüber Wärme und geben sie nachts ab.
Tipp: Dunkle Bodenabdeckungen speichern mehr Wärme, helle reflektieren sie – je nach Saison kann man das gezielt nutzen.
Regel 8: Jahreszeitliche Anpassungen
Frühling
- Heizung an kühlen Nächten bereithalten.
- Morgens regelmäßig lüften, um Kondenswasser zu vermeiden.
Sommer
- Schattieren, oft lüften, morgens und abends gießen.
- Nach Gewittern auf plötzliche Temperaturstürze achten.
Herbst
- Beete leeren, empfindliche Pflanzen ins Haus holen.
- Folien oder Vlies für Frostnächte vorbereiten.
Winter
- Isolierfolie oder Doppelverglasung nutzen.
- Wenig gießen, aber ausreichend lüften, um Schimmel zu vermeiden.
Energie sparen und Klima schützen
Ein gut reguliertes Gewächshaus verbraucht weniger Energie und bleibt trotzdem produktiv. Kleine Maßnahmen machen den Unterschied:
- Fensterdichtungen prüfen, um Wärmeverluste zu vermeiden.
- Nachts Thermo-Vlies über empfindliche Pflanzen legen.
- Regenwasser in Tonnen speichern – es hat eine angenehme Temperatur für die Bewässerung.
Tipp: Wer Solarenergie nutzt, kann mit Solar-Ventilatoren oder -Heizsystemen noch nachhaltiger gärtnern.
Fazit
Die richtige Temperatur im Gewächshaus ist keine Wissenschaft – sie folgt einfachen Regeln. Regelmäßiges Lüften, maßvolles Heizen, gute Schattierung und ein Auge für das Bodenklima reichen oft schon aus. Mit etwas Aufmerksamkeit entsteht ein stabiles, gesundes Mikroklima, das Pflanzen kräftig wachsen lässt und die Arbeit im Garten spürbar erleichtert. Ein ausgeglichenes Gewächshausklima bedeutet weniger Stress für Pflanzen – und mehr Freude für den Gärtner.