Dein Nordbalkon ist schmal, schattig und scheinbar nutzlos? Mit dem richtigen Regal-System wird selbst der dunkelste Balkon zur grünen Oase – auf nur 30 cm Tiefe.
Warum Nord-Balkone eine besondere Herausforderung sind
Nordbalkone bekommen maximal 2-3 Stunden indirektes Licht pro Tag, oft gar keine direkte Sonne. Die meisten Gärtner geben frustriert auf – zu dunkel, zu kalt, zu wenig Platz. Dazu kommt: Viele Nordbalkone sind schmal (60-80 cm breit), weil sie an Treppenhäusern oder Fluren liegen.
Das Problem verstärkt sich, wenn du versuchst, klassische Balkonkästen zu nutzen. Sie nehmen 20-25 cm Tiefe weg, und bei einem 80 cm breiten Balkon bleiben dir gerade mal 55 cm zum Durchgehen. Das fühlt sich eng an und lädt nicht zum Verweilen ein.
Die Lösung liegt in der Höhe, nicht in der Breite. Schmale, hohe Regale nutzen die vertikale Fläche optimal – du gewinnst Pflanzfläche, ohne den ohnehin knappen Boden zu blockieren.
Wichtig: Nordbalkone sind nicht „schlechter” – sie sind perfekt für Pflanzen, die Schatten lieben. Du brauchst nur das richtige System und die passenden Arten.
Die drei besten Regal-Typen für schmale Nord-Balkone
Nicht jedes Regal funktioniert auf einem Nordbalkon. Wind, Feuchtigkeit und wenig Licht stellen besondere Anforderungen.
Typ 1 – Leiterregal aus Metall oder Holz
Schmale Leiterregale (30-40 cm tief, 120-180 cm hoch) lehnen an der Wand und bieten 3-5 Ebenen. Sie kosten 35-80 € je nach Material.
Vorteile:
• Kein Bohren nötig
• Leicht zu verstellen
• Wasser läuft durch die Ebenen ab
Nachteile:
• Standfestigkeit bei Wind begrenzt (Sicherung mit Spanngurten nötig)
Mein Tipp: Wähle verzinktes Metall oder imprägniertes Akazienholz – beide halten Nässe und Schatten stand. Plastik wird nach 2-3 Jahren spröde.
Typ 2 – Wandmontierte Regalbretter
Einzelne Bretter (20-25 cm tief) an stabilen Winkeln montiert. Jedes Brett trägt 8-12 kg.
Vorteile:
• Extrem stabil, kein Umkippen möglich
• Individuell in der Höhe anpassbar (z.B. 40 cm, 80 cm, 120 cm)
• Auch für Mietwohnungen möglich (Löcher später spachteln)
Nachteile:
• Bohren erforderlich (4-6 Löcher pro Brett)
Kosten: Ca. 15-25 € pro Ebene (Brett + Winkel)
Typ 3 – Stapelbare Pflanztreppe
Fertige Holz- oder Metalltreppen mit 2-4 Stufen, die direkt auf den Boden gestellt werden. Tiefe 25-35 cm, Breite 60-100 cm.
Vorteile:
• Sofort einsatzbereit, keine Montage
• Stabil durch niedriges Eigengewicht-Zentrum
Nachteile:
• Blockiert Bodenfläche
• Nur für Balkone ab 80 cm Breite sinnvoll
Kosten: 40-90 €
Meine Erfahrung: Ich habe letztes Jahr auf meinem 70 cm breiten Nordbalkon ein Metall-Leiterregal (35 cm tief, 150 cm hoch) aufgestellt. Mit zwei Spanngurten an der Wand gesichert, hält es auch Sturmböen stand. Darauf wachsen jetzt 12 Pflanzen auf nur 0,35 m² Grundfläche.
Welche Pflanzen funktionieren auf Nord-Regal-Systemen
Schattenpflanzen haben andere Bedürfnisse als Sonnenanbeter – sie brauchen mehr Feuchtigkeit und tolerieren kühlere Temperaturen.
Top 5 Schattenpflanzen für Regale:
Farne (Nephrolepis, Frauenhaarfarn) – Lieben Schatten und hohe Luftfeuchtigkeit. Perfekt für die mittleren Ebenen. Wachsen auch bei 12-18 °C. Pflegeaufwand: Gießen 2x pro Woche, gelegentlich besprühen.
Funkie (Hosta) – Große, dekorative Blätter in Grün-Weiß oder Grün-Gelb. Blüht im Sommer sogar im Schatten. Winterhart bis -20 °C. Pflegeaufwand: Minimal, einmal pro Woche gießen.
Purpurglöckchen (Heuchera) – Bunte Blätter (rot, bronze, grün), blüht zart rosa/weiß. Extrem robust. Pflegeaufwand: Sehr niedrig, verträgt auch Trockenheit.
Efeu (Hedera) – Rankt oder hängt über Regalebenen, immergrün. Braucht praktisch keine Pflege. Achtung: Kann invasiv werden, also im Topf halten.
Begonien (Knollenbegonien für Schatten) – Blühen von Mai bis Oktober auch ohne Sonne. Farben: Rot, Rosa, Weiß, Orange. Pflegeaufwand: Gießen 2-3x pro Woche, alle 3 Wochen düngen.
Kombinations-Tipp für 4-Ebenen-Regal:
• Oben: Hängende Begonien oder Efeu
• Ebene 2: Funkien (große Blätter schaffen Struktur)
• Ebene 3: Purpurglöckchen (Farbe durch Blätter)
• Unten: Farn (braucht am wenigsten Licht)
Wichtig: Schattenpflanzen brauchen weniger Wasser als Sonnenpflanzen, aber die Erde darf nie komplett austrocknen. Einmal pro Woche gründlich gießen ist besser als täglich ein bisschen.
Standfestigkeit und Windschutz – so bleibt alles stehen
Nord-Balkone liegen oft in Windschneisen, weil sie an Gebäudeecken oder zwischen Häusern liegen. Ein umkippendes Regal ist gefährlich und teuer.
Die 3 Sicherheitsregeln:
Regel 1 – Schwerpunkt nach unten
Stelle schwerere Töpfe (ab 3 kg) immer auf die unteren Ebenen. Leichte Töpfe (1-2 kg) nach oben. So bleibt das Regal auch bei Windstößen stabil.
Regel 2 – Wandbefestigung
Freistehende Regale sollten mit mindestens zwei Punkten an der Wand gesichert sein:
• Spanngurte mit S-Haken (gibt’s im Baumarkt, 8-12 € für 2 Stück)
• Oder: L-Winkel oben ans Regal schrauben und in die Wand dübeln
Regel 3 – Drainage beachten
Stehendes Wasser macht Töpfe unnötig schwer und schadet den Pflanzen. Nutze Töpfe mit Abzugslöchern oder stelle Untersetzer auf jede Ebene, die du alle 2-3 Tage leerst.
Windlast reduzieren: Pflanzen mit großen, festen Blättern (Funkien) fangen mehr Wind als feingliedrige (Farne). Stelle großblättrige Arten windgeschützt in Ecken.
Meine Erfahrung: Im März 2024 hatten wir in München Sturmböen mit 70 km/h. Mein ungesichertes Regal ist umgekippt – zwei Töpfe zerbrochen, Erde überall. Seitdem sichere ich alle Regale mit Spanngurten. Kosten: 10 €, Zeitaufwand: 15 Minuten. Seitdem null Probleme, auch bei Herbststürmen.
Schritt-für-Schritt: Dein Regal-System aufbauen
Du brauchst kein Profi zu sein. Mit dieser Anleitung steht dein System in 30-60 Minuten.
Was du brauchst:
• 1 Leiterregal oder 3 Wandbretter mit Winkeln
• 4-8 Töpfe (Durchmesser 12-18 cm) mit Abzugslöchern
• Hochwertige Blumenerde für Schattenpflanzen (10 € für 40 Liter)
• 2 Spanngurte oder Befestigungswinkel
• Optional: Untersetzer (1 € pro Stück)
Aufbau Leiterregal:
Stelle das Regal an die Wand, prüfe mit Wasserwaage, ob es gerade steht.
Befestige oben und mittig je einen Spanngurt an Wandhaken (selbstklebend für Mieter, gedübelt für Eigentümer).
Fülle Töpfe zu 2/3 mit Erde, setze Pflanzen ein, gieße an.
Verteile Töpfe auf Ebenen: Schwere unten, leichte oben.
Aufbau Wandbretter:
Markiere Positionen mit Bleistift (z.B. 40 cm, 90 cm, 140 cm über Boden).
Bohre Löcher (6 mm), setze Dübel, schraube Winkel fest.
Lege Bretter auf, schraube sie an Winkeln fest.
Stelle Töpfe auf, fertig.
Zeitaufwand:
• Leiterregal: 20 Minuten
• Wandbretter: 45-60 Minuten (inkl. Bohren)
Profi-Trick: Lege auf jede Ebene eine wasserdichte Kunststoffmatte (Baumarkt, 3 € pro Meter). So schützt du Holzregale vor Feuchtigkeit und verlängerst ihre Lebensdauer um Jahre.
Häufige Fragen zu Regal-Systemen für Nord-Balkone
Wie viel Gewicht halten die Regale?
Leiterregale aus Metall tragen pro Ebene 8-12 kg. Wandbretter mit stabilen Winkeln sogar 15-20 kg. Rechne pro Topf mit 2-4 kg (Erde nass wiegt mehr als trocken!).
Rosten Metallregale im Schatten nicht schneller?
Nur unbehandelte. Wähle verzinkte oder pulverbeschichtete Regale – die halten 10+ Jahre. Kosten: 10-15 € Aufpreis, lohnt sich absolut.
Kann ich Gemüse auf einem Nordbalkon-Regal anbauen?
Ja, aber nur Schattensorten: Salate (Pflücksalat, Feldsalat), Spinat, Radieschen, Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Minze. Tomaten oder Paprika funktionieren nicht.
Wie oft muss ich gießen?
Im Sommer 2x pro Woche, im Frühling/Herbst 1x pro Woche. Nordbalkone trocknen langsamer aus als Südbalkone. Fingerprobe: Wenn die obersten 2 cm Erde trocken sind, gießen.
Was kostet ein komplettes Setup?
Basis-Setup: Leiterregal (50 €) + 6 Töpfe (15 €) + Erde (10 €) + Pflanzen (20 €) + Spanngurte (10 €) = ca. 105 €. Hält mindestens 5 Jahre.
Funktioniert das auch bei totaler Dunkelheit?
Nein. Mindestens 2-3 Stunden indirektes Tageslicht sind nötig. Bei komplett lichtlosen Ecken brauchst du LED-Pflanzenlampen (ab 25 €).
Fazit
Nord-Balkone sind keine hoffnungslosen Fälle – mit schmalen, hohen Regalen verwandelst du selbst schattige 60 cm in grüne Rückzugsorte. Wähle das richtige System, sichere es gegen Wind, pflanze schattenliebende Arten – und genieße deinen Balkon ohne Sonnenstress. Jeder Quadratzentimeter zählt!