Wer junge Pflanzen aus Samen zieht, kennt das Problem: Nach einigen Wochen werden die Pflänzchen zu dicht, ihre Wurzeln verheddern sich und die kleinen Keimlinge brauchen mehr Platz. Pikieren ist hier die Lösung – das behutsame Vereinzeln der Jungpflanzen. Doch unsachgemäßes Pikieren kann die empfindlichen Wurzeln beschädigen und die Pflanzen schwächen. In diesem Artikel zeige ich, wie man Jungpflanzen richtig pikieren kann, welche Werkzeuge und Tricks helfen und wie man Schäden vermeidet.
Warum Pikieren wichtig ist
Junge Sämlinge wachsen oft dicht gedrängt in Anzuchtbehältern. Ohne Pikieren treten folgende Probleme auf:
- Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe
- Schwache, dünne Stängel
- Wurzelverflechtungen, die beim Umpflanzen stressen
Durch Pikieren werden die Pflanzen vereinzelt und erhalten mehr Platz, Licht und Nährstoffe. Das stärkt die Wurzeln und sorgt für gesunde, kräftige Jungpflanzen, die später leichter ins Beet oder in größere Töpfe umgesetzt werden können.
Das richtige Werkzeug
Für ein schonendes Pikieren sind ein paar einfache Werkzeuge hilfreich:
- Pikierstab oder Holzstäbchen: Zum vorsichtigen Herausheben der Wurzeln.
- Pinzette für Pflanzen: Besonders bei kleinen Samen hilfreich, um die Keimlinge zu greifen.
- Schaufel oder kleiner Spaten: Für größere Jungpflanzen.
- Anzuchttöpfe oder -platten: Mit frischer Anzuchterde gefüllt, um die Pflanzen einzusetzen.
Die Werkzeuge sollten sauber und desinfiziert sein, um Krankheiten zu vermeiden. Ruhige Hände und Geduld sind mindestens genauso wichtig wie das Werkzeug selbst.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Vorbereitung
Bereite neue Anzuchttöpfe oder Platten mit frischer, lockerer Anzuchterde vor. Die Erde sollte leicht feucht, aber nicht nass sein.
2. Pflanzen vorsichtig lösen
Mit Pikierstab oder Holzstäbchen die Pflanze vorsichtig aus der Anzuchtschale heben. Bei sehr kleinen Sämlingen empfiehlt es sich, sie mit der Pinzette am Blattansatz zu fassen, niemals an der Wurzel oder dem Stängel ziehen.
3. Wurzeln prüfen
Wenn die Wurzeln zu lang oder verfilzt sind, können sie leicht geschnitten oder entwirrt werden. Dies fördert das Wurzelwachstum und verhindert Schäden beim Einsetzen.
4. Einsetzen
Die Jungpflanze in den vorbereiteten Topf setzen, die Wurzeln vorsichtig ausbreiten und mit Erde bedecken. Leicht andrücken, ohne die Pflanze zu quetschen.
5. Angießen
Nach dem Pikieren vorsichtig angießen, um die Erde zu setzen. Staunässe vermeiden, sonst könnten die feinen Wurzeln faulen.
6. Pflege nach dem Pikieren
- Stelle die Pflanzen an einen hellen, aber nicht direkt sonnigen Ort.
- Halte die Erde gleichmäßig feucht, aber nicht nass.
- Beobachte die Pflanzen in den ersten Tagen – leichte Blätterwelkung ist normal, die meisten erholen sich schnell.
Tipps für besonders empfindliche Jungpflanzen
- Kleine Samen zuerst pikieren: Kräuter oder zarte Blumenpflanzen reagieren empfindlicher.
- Nur gesunde Pflanzen pikieren: Schwache oder kranke Keimlinge werden oft nicht mehr kräftig.
- Ruhige Hände und kleine Bewegungen: Hektik erhöht das Risiko, die Pflanzen zu beschädigen.
- Wurzeln nicht austrocknen lassen: Während des Pikierens die Wurzeln feucht halten.
Vorteile des Pikierens
- Starke Wurzeln: Jede Pflanze hat mehr Platz, um sich zu entwickeln.
- Kräftige Jungpflanzen: Die Pflänzchen wachsen gleichmäßig und robust.
- Höhere Erfolgschancen beim Einpflanzen: Pikierte Pflanzen erholen sich besser im Beet oder größeren Töpfen.
- Übersichtliche Anzucht: Es wird einfacher, die Pflanzen zu pflegen und Nährstoffe gleichmäßig zu verteilen.
Häufige Fehler vermeiden
- An den Blättern ziehen: Das kann Stängel und Blätter beschädigen.
- Zu tief einsetzen: Manche Pflanzen mögen nur leicht in die Erde gesetzt werden.
- Staunässe nach dem Pikieren: Wurzeln faulen schnell, wenn sie zu nass stehen.
- Zu viele Pflanzen gleichzeitig pikieren: Kleine Portionen verhindern Stress und Schäden.
Fazit
Pikieren ist ein einfacher, aber entscheidender Schritt für gesunde Jungpflanzen. Wer vorsichtig arbeitet, das richtige Werkzeug nutzt und die Pflanzen behutsam behandelt, kann Schäden vermeiden und kräftige Pflanzen heranziehen. Ruhige Hände, Geduld und ein bisschen Übung sorgen dafür, dass jede Pflanze optimal wächst.
Mit diesen Methoden lassen sich Kräuter, Gemüse oder Blumen gleichmäßig vorziehen, die Pflanzen starten stark ins Gartenjahr und du sparst später Arbeit beim Auspflanzen. Pikieren ist ein kleiner Aufwand mit großer Wirkung für einen erfolgreichen Start deiner Pflanzen.