Der Oleander, botanisch Nerium oleander, ist eine der beliebtesten mediterranen Pflanzen überhaupt. Mit seinen üppigen Blüten in Rosa, Weiß oder Rot bringt er südliches Flair auf Balkon, Terrasse oder in den Garten. Damit er jedes Jahr reich blüht und gesund bleibt, ist der richtige Schnitt entscheidend. Viele Gartenfreunde trauen sich an den Oleander-Schnitt nicht heran, doch mit ein wenig Wissen und Gefühl gelingt er ganz leicht – und die Pflanze dankt es mit einer Fülle an Blüten.
Warum der Oleander geschnitten werden muss
Der Oleander wächst kräftig und bildet im Laufe der Jahre viele Triebe. Ohne regelmäßigen Schnitt wird er schnell buschig, blüht aber nur noch im äußeren Bereich. Außerdem verkahlt das Innere der Pflanze, und die Blüte fällt schwächer aus. Ein gezielter Schnitt sorgt für mehr Licht und Luft im Strauch, regt die Bildung neuer Triebe an und verlängert die Lebensdauer der Pflanze deutlich.
Der richtige Zeitpunkt für den Schnitt
Oleander blüht am Holz des Vorjahres. Das bedeutet: Schneidet man zu stark oder zum falschen Zeitpunkt, fallen die Blüten der kommenden Saison aus. Der beste Moment für den Rückschnitt ist daher nach der Blüte, also im Spätsommer oder frühen Herbst. Leichte Formschnitte sind aber auch im Frühjahr möglich, wenn die Pflanze ins Freie kommt.
Im Frühling können abgestorbene, erfrorene oder schwache Triebe entfernt werden, während im Herbst der eigentliche Formschnitt erfolgt. So bleibt der Oleander kompakt, gesund und blühfreudig.
Der richtige Schnitt: Schritt für Schritt
1. Vorbereitung
Tragen Sie beim Schneiden Handschuhe – alle Pflanzenteile des Oleanders sind giftig. Eine scharfe, saubere Gartenschere sorgt für glatte Schnittflächen, damit keine Krankheiten eindringen.
2. Alte und abgestorbene Triebe entfernen
Beginnen Sie mit dem Entfernen von alten, vertrockneten oder beschädigten Ästen. Schneiden Sie sie direkt an der Basis ab. Das schafft Platz und sorgt für mehr Luftzirkulation im Inneren.
3. Blühtriebe einkürzen
Die verblühten Triebe werden nur leicht eingekürzt – etwa um ein Drittel. Achten Sie darauf, den Schnitt oberhalb eines Blattknotens oder einer Verzweigung zu setzen. Dort bilden sich im nächsten Jahr neue Blütenstände.
4. Junge Triebe fördern
Wenn der Oleander zu dicht gewachsen ist, können einzelne junge Triebe auf ein bis zwei Augen zurückgeschnitten werden. Das regt neues Wachstum an und fördert einen gleichmäßigen Aufbau der Krone.
5. Auslichten und formen
Ein offener Wuchs ist wichtig, damit Licht und Luft alle Bereiche erreichen. Entfernen Sie überkreuzende Äste oder solche, die nach innen wachsen. Ziel ist eine harmonische, leicht fächerförmige Form.
Pflege nach dem Schnitt
Nach dem Schneiden sollte der Oleander einige Tage an einem hellen, windgeschützten Platz stehen. Gießen Sie regelmäßig, aber vermeiden Sie Staunässe. Ein organischer Flüssigdünger oder ein spezieller Oleanderdünger im Spätsommer stärkt die Pflanze und fördert die Knospenbildung für die nächste Saison.
Im Herbst, wenn die Temperaturen sinken, ist es Zeit, den Oleander ins Winterquartier zu bringen. Er bevorzugt einen hellen, kühlen Raum mit Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad. Gießen Sie während der Ruhezeit nur sparsam.
Fehler, die Sie vermeiden sollten
Ein häufiger Fehler ist ein zu starker Rückschnitt im Frühjahr. Dabei entfernt man oft versehentlich die Triebe, die im Sommer blühen würden. Ebenso problematisch ist es, den Oleander dauerhaft zu dicht wachsen zu lassen – dann drohen Pilzkrankheiten und ein schwächerer Austrieb.
Auch das Gießen spielt eine wichtige Rolle: Oleander liebt Sonne und Wasser, darf aber nie im Nassen stehen. Eine gute Drainage im Kübel und regelmäßiges Düngen während der Wachstumsphase sind entscheidend für kräftige Blätter und viele Blüten.
Tipp: Alte Pflanzen verjüngen
Wenn der Oleander alt und verkahlt ist, hilft ein Verjüngungsschnitt. Dabei wird ein Teil der alten Triebe radikal auf etwa 20 bis 30 cm über dem Boden zurückgeschnitten. Machen Sie das am besten im Frühjahr, damit sich bis zum Sommer neue Triebe bilden. Dieser Schnitt wird über zwei Jahre verteilt, damit die Pflanze nicht zu stark geschwächt wird.
Oleander vermehren
Aus den Schnittresten lassen sich leicht neue Pflanzen ziehen. Schneiden Sie 15–20 cm lange, gesunde Triebe ab und stellen Sie sie in ein Glas Wasser. Nach einigen Wochen bilden sich Wurzeln, und die Jungpflanzen können in kleine Töpfe gesetzt werden. Mit etwas Geduld wachsen daraus kräftige Oleander, die schon im nächsten Jahr erste Blüten zeigen können.
Der richtige Standort für üppige Blüten
Oleander braucht viel Sonne – je mehr, desto besser. Ein vollsonniger, windgeschützter Platz auf dem Balkon oder der Terrasse ist ideal. Nur bei ausreichend Licht bildet er viele Blütenknospen. Im Schatten blüht er kaum und entwickelt schwache Triebe.
Ein Standort an einer warmen Hauswand, wo sich die Wärme speichert, ist perfekt. Auch regelmäßiges Düngen von Frühling bis Spätsommer trägt entscheidend zur Blütenfülle bei.
Fazit
Ein Oleander, der regelmäßig und richtig geschnitten wird, blüht jedes Jahr üppig und bleibt über Jahrzehnte vital. Mit ein wenig Pflege, dem richtigen Schnittzeitpunkt und einem sonnigen Standort lässt sich der mediterrane Blütenstrauch problemlos im Kübel halten. So entsteht ein Hauch Süden direkt auf Ihrer Terrasse – und mit jeder neuen Blüte wächst die Freude am Garten.