Seit Jahrhunderten gehören Kräuter zu den treuesten Begleitern des Menschen. Sie würzen Speisen, heilen Beschwerden, vertreiben Insekten oder duften einfach nur wunderbar. Doch viele der traditionellen Kräuter, die einst in jedem Bauerngarten selbstverständlich waren, sind heute fast vergessen. Dabei lassen sie sich leicht anbauen, passen in moderne Gärten und schenken eine Verbindung zur Natur, die in der Hektik des Alltags oft verloren geht.
Alte Kräuter – ein Stück Gartengeschichte
Bevor es Apotheken und Supermärkte gab, war der Kräutergarten die Hausapotheke, die Gewürzquelle und der Ort für duftende Erholung zugleich. Schon im Mittelalter legten Klöster strukturierte Gärten an, in denen Heilkräuter wie Salbei, Thymian oder Baldrian systematisch kultiviert wurden.
Heute kehren diese Pflanzen zurück, nicht aus Nostalgie, sondern aus Überzeugung: Alte Kräuter stehen für Nachhaltigkeit, Geschmack und Vielfalt. Sie wachsen robust, brauchen wenig Pflege und ziehen Bienen und Schmetterlinge magisch an.
Klassiker mit Geschichte
Salbei (Salvia officinalis)
Ein echtes Allroundtalent: aromatisch, heilkräftig und wunderschön silbrig-grün. Schon Hildegard von Bingen lobte ihn als Pflanze der Langlebigkeit. Er liebt sonnige, trockene Plätze und begleitet dich jahrelang, wenn er regelmäßig zurückgeschnitten wird.
Ysop (Hyssopus officinalis)
Ein mediterranes Kraut mit kräftigem Duft und blauen Blüten, das früher in Klostergärten als Heilkraut und zur Luftreinigung verwendet wurde. Ysop verträgt Trockenheit gut und ist ideal für Kräuterspiralen oder Steingärten.
Beifuß (Artemisia vulgaris)
Das traditionelle Gewürz für Gänsebraten war einst auch eine geschätzte Heilpflanze. Er unterstützt die Verdauung und gilt als kräftigender Gartenbewohner. Achtung: Er breitet sich stark aus – am besten im Topf kultivieren.
Wermut (Artemisia absinthium)
Berühmt als Bestandteil des Absinths und gefürchtet für seinen bitteren Geschmack, ist Wermut dennoch wertvoll im Garten. Er hält Schädlinge fern und wirkt optisch mit seinen graugrünen Blättern sehr edel.
Borretsch (Borago officinalis)
Mit seinen leuchtend blauen Blüten ist er eine Augenweide und eine beliebte Bienenpflanze. Schon im alten Rom galt er als „Kraut der Freude“. Die jungen Blätter schmecken leicht nach Gurke und verfeinern Salate.
Alte Kräuter im modernen Garten
Traditionelle Kräuter lassen sich wunderbar mit modernen Gartengestaltungen kombinieren – egal ob Naturgarten, Balkon oder urbanes Hochbeet.
Tipps für die Integration:
- Kräuterspirale: Perfekt, um verschiedene Feuchtigkeitszonen zu schaffen – oben trockenliebende Kräuter wie Thymian, unten feuchtigkeitsliebende wie Minze.
- Hochbeet: Spart Platz, erleichtert die Pflege und verlängert die Erntesaison.
- Kübel & Töpfe: Ideal für Balkon oder Terrasse – mediterrane Kräuter lieben gut drainierte Erde und volle Sonne.
- Mischkultur: Kräuter wie Salbei, Lavendel oder Thymian schützen Gemüsepflanzen vor Schädlingen.
Pflegeleicht und nachhaltig
Alte Kräuter sind genügsam. Viele kommen mit magerem Boden aus und benötigen kaum Dünger. Einmal gut eingewurzelt, überstehen sie auch trockene Sommer problemlos.
Pflege-Tipps:
- Regelmäßiges Ernten fördert buschiges Wachstum.
- Verholzte Kräuter wie Rosmarin oder Salbei im Frühjahr zurückschneiden.
- Mehrjährige Kräuter im Winter mit Reisig oder Laub schützen.
Ernte und Verwendung
Der beste Zeitpunkt zum Ernten ist kurz vor der Blüte – dann enthalten die Blätter die meisten ätherischen Öle. Schneide am Vormittag, wenn der Tau getrocknet ist, und trockne die Kräuter luftig im Schatten.
Getrocknete Kräuter behalten ihren Duft und Geschmack lange und lassen sich in Teemischungen, Kräutersalzen oder Ölen wunderbar verwenden.
Kleine Rezeptideen:
- Kräuterbutter: Weiche Butter mit gehacktem Salbei, Petersilie und Ysop vermengen.
- Aromatisches Öl: Thymianzweige in Olivenöl einlegen, zwei Wochen ziehen lassen.
- Kräutertee: Mischung aus Melisse, Salbei und Minze – beruhigend und wohltuend. Bei gesundheitlichen Problemen sollte man jedoch immer einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren.
Bezugsquellen für historische Kräuter
Viele alte Sorten sind heute wieder erhältlich, oft über spezialisierte Gärtnereien oder Initiativen wie:
- Rühlemann’s Kräuter & Duftpflanzen (DE)
- ProSpecieRara (CH)
- Arche Noah (AT)
Diese Anbieter bewahren traditionelle Arten und geben wertvolles Wissen zur richtigen Pflege weiter.
Fazit
Historische Kräuter bringen nicht nur Geschmack und Duft in den Garten, sondern auch ein Stück Kulturgeschichte. Sie erinnern daran, wie eng Mensch und Natur einst verbunden waren – und zeigen, dass altes Wissen im modernen Garten wieder Platz findet. Mit ihrer Robustheit, Vielfalt und Schönheit sind sie ein Gewinn für jeden Gartenliebhaber, der Nachhaltigkeit und Tradition miteinander verbinden möchte.