Johanniskraut ist eine der ältesten Heilpflanzen Europas und wird seit Jahrhunderten geschätzt. Besonders beliebt ist das Johanniskrautöl, das wegen seiner beruhigenden, entzündungshemmenden und pflegenden Eigenschaften in keiner Hausapotheke fehlen sollte. Mit wenigen Zutaten kannst du es ganz einfach selbst herstellen – natürlich, duftend und ohne Zusatzstoffe.
Hier erfährst du Schritt für Schritt, wie du Johanniskrautöl ansetzt, welche Pflanzenteile du verwendest und wofür du es im Alltag nutzen kannst.
Die Pflanze – leuchtendes Gelb mit Heilkraft
Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist leicht zu erkennen: Es blüht leuchtend gelb, meist zwischen Ende Juni und August, und zeigt kleine, durchscheinende Punkte in den Blättern – daher der Name perforatum.
In der Natur wächst es an sonnigen Wegrändern, Böschungen und Wiesen. Wer Platz im Garten hat, kann Johanniskraut aber auch wunderbar selbst anbauen. Es liebt:
- sonnige, warme Standorte
- durchlässige, eher magere Erde
- wenig Dünger und keine Staunässe
Einmal gepflanzt, kommt es jedes Jahr wieder und breitet sich langsam aus.
Wann Johanniskraut geerntet wird
Die beste Zeit zur Ernte ist rund um den Johannistag (24. Juni) – daher auch der Name. Zu diesem Zeitpunkt enthält die Pflanze besonders viele wertvolle Inhaltsstoffe.
Geerntet werden die Blüten und jungen Knospen, am besten an einem trockenen Vormittag, nachdem der Tau verdunstet ist. Wichtig: Nur gesunde, unbeschädigte Pflanzenteile verwenden.
Zutaten für Johanniskrautöl
Für etwa 250 ml Öl brauchst du:
- eine Handvoll frische Johanniskrautblüten (ca. 25–30 g)
- 250 ml kaltgepresstes Olivenöl oder Sonnenblumenöl
- ein sauberes, verschließbares Glas (z. B. Schraubglas)
Optional kannst du ein paar Tropfen Vitamin E-Öl zufügen, um die Haltbarkeit zu verlängern.
Johanniskrautöl ansetzen – so gelingt es
Das Ansetzen von Johanniskrautöl ist einfach, erfordert aber etwas Geduld.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Blüten vorbereiten
Die frisch gepflückten Blüten leicht ausschütteln, aber nicht waschen – so bleiben die ätherischen Öle erhalten. - Glas füllen
Die Blüten locker in ein sauberes Glas geben, bis es etwa zur Hälfte gefüllt ist. - Mit Öl übergießen
Das Öl über die Blüten gießen, bis sie vollständig bedeckt sind. Achte darauf, dass keine Luftblasen bleiben – bei Bedarf leicht umrühren. - An einen sonnigen Ort stellen
Das Glas gut verschließen und an einen hellen, warmen Platz (z. B. Fensterbank oder Balkon) stellen. Dort bleibt es etwa 4 bis 6 Wochen stehen. In dieser Zeit färbt sich das Öl langsam rötlich – das ist ein Zeichen für die Freisetzung des Wirkstoffs Hypericin. - Gelegentlich schütteln
Einmal täglich leicht schütteln, damit sich die Inhaltsstoffe gut verteilen und kein Schimmel entsteht. - Abseihen und lagern
Nach 4–6 Wochen das Öl durch ein feines Sieb oder Tuch abgießen, die Blüten gut ausdrücken und das Öl in eine dunkle Glasflasche füllen. Kühl und dunkel gelagert hält sich das Johanniskrautöl etwa ein Jahr.
Anwendungsmöglichkeiten
Johanniskrautöl ist vielseitig verwendbar – innerlich wird es heute kaum noch genutzt, aber äußerlich ist es sehr beliebt.
Typische Anwendungen:
- bei trockener, gereizter oder sonnengeschädigter Haut
- zur Massage verspannter Muskeln
- bei leichten Verbrennungen oder Insektenstichen
- zur Narbenpflege oder kleinen Hautrissen
Wichtig: Nach der Anwendung nicht direkt in die Sonne gehen – das Öl kann die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlen machen.
Anwendungstipp
Etwas Öl in die Hand geben, leicht anwärmen und sanft in die Haut einmassieren. Für die tägliche Pflege genügen wenige Tropfen.
Heilwirkung – das steckt im Öl
Die Wirkung von Johanniskrautöl beruht auf einer Kombination wertvoller Inhaltsstoffe:
- Hypericin: gibt dem Öl seine rote Farbe und wirkt beruhigend sowie leicht entzündungshemmend.
- Hyperforin: fördert die Regeneration der Haut.
- Flavonoide: stärken die Gefäße und unterstützen die Durchblutung.
Diese Stoffe machen das Öl zu einem natürlichen Begleiter für Hautpflege und Entspannung – ganz ohne synthetische Zusätze.
Johanniskraut im Garten kultivieren
Wenn du Johanniskraut selbst anbauen möchtest, ist es eine pflegeleichte, mehrjährige Staude.
Pflanzung:
- Aussaat im Frühjahr oder Herbst
- Pflanzabstand ca. 30 cm
- Gedeiht am besten auf magerem, sandigem Boden
Pflege:
- Nur mäßig gießen
- Im Frühjahr leicht zurückschneiden
- Keine Düngung nötig
Im Sommer zieht Johanniskraut viele Bienen und Schmetterlinge an – ein zusätzlicher Pluspunkt für jeden Naturgarten.
Häufige Fragen
Kann man getrocknete Blüten verwenden?
Ja, aber das Öl wird dann weniger intensiv. Frische Blüten ergeben ein kräftigeres, rötlicheres Ergebnis.
Wie erkennt man gutes Johanniskrautöl?
Es hat eine tiefrote Farbe, duftet mild nach Kräutern und fühlt sich leicht auf der Haut an.
Wie lange dauert es, bis das Öl wirkt?
Bei regelmäßiger Anwendung sind erste Hautverbesserungen oft schon nach wenigen Tagen spürbar.
Hinweis zur Gesundheit
Auch wenn Johanniskrautöl eine natürliche Heilpflanzenzubereitung ist, gilt:
Hausmittel ersetzen keine ärztliche Behandlung.
Bei Hautkrankheiten, Allergien oder unklaren Symptomen sollte immer ein Arzt oder Heilpraktiker konsultiert werden.
Fazit
Johanniskrautöl ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie einfach sich Natur und Pflege verbinden lassen. Mit wenigen Handgriffen entsteht ein hochwertiges Öl, das Haut und Seele guttut. Wer einmal erlebt hat, wie die Sonne das Öl rot färbt, versteht, warum es „Sonnenöl“ genannt wird – es fängt die Wärme des Sommers ein und schenkt sie uns das ganze Jahr über zurück.