Von Grünkohl bis Wirsing: Alte Kohlsorten sind wahre Schätze im Gemüsegarten. Sie überzeugen durch Geschmack, Widerstandskraft und Nährstoffreichtum – und bringen eine Vielfalt zurück, die in modernen Sorten oft verloren gegangen ist. Wer diese Klassiker anbaut, fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern erlebt, wie pflegeleicht und ertragreich traditionelle Kohlsorten sein können.
Warum alte Kohlsorten wieder im Trend liegen
Früher gehörten Kohlarten zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln in Mitteleuropa. Jede Region hatte ihre eigenen, über Generationen bewährten Sorten – an Klima und Boden perfekt angepasst. Heute erleben sie eine Renaissance, denn viele Hobbygärtner suchen wieder nach authentischem Geschmack, Robustheit und Nachhaltigkeit.
Vorteile alter Kohlsorten:
- Besonders resistent gegen Schädlinge und Kälte.
- Hoher Vitamingehalt – ideal für die Winterküche.
- Lange Lagerfähigkeit ohne Geschmacksverlust.
- Anpassungsfähig an verschiedene Böden und Wetterbedingungen.
- Samenfest – das Saatgut kann selbst gewonnen werden.
Beliebte alte Kohlsorten
‘Lippischer Braunkohl’
Ein traditioneller Grünkohl mit dunklen, aromatischen Blättern. Er wird nach dem ersten Frost besonders süß und eignet sich perfekt für deftige Wintergerichte.
‘Dithmarscher Früher’ (Weißkohl)
Frühreif, kompakt und sehr ertragreich – eine bewährte Sorte aus Norddeutschland, die sich hervorragend für Sauerkraut eignet.
‘Westfälischer Spitzkohl’
Diese Sorte bildet zarte, spitze Köpfe mit mildem Geschmack. Sie wächst schnell und liefert schon im Frühsommer die erste Ernte.
‘Schwarzkohl’ (Toskana-Kohl, Palmkohl)
Ein italienischer Klassiker, der inzwischen auch bei uns beliebt ist. Seine dunkelgrünen, gewellten Blätter sind voller Vitamine und bringen mediterranes Flair in den Garten.
‘Wirz von Mailand’ (Wirsing)
Ein fein strukturierter, zarter Wirsing mit hervorragendem Geschmack. Besonders winterhart und ideal für die späte Ernte.
Anbau und Pflege
Alte Kohlsorten sind unkompliziert, wenn sie den richtigen Standort haben: nährstoffreich, sonnig und gut durchlässig.
Aussaat:
- Ab März im Haus vorziehen oder ab Mai direkt ins Beet.
- Pflanzabstand: 40–60 cm (je nach Sorte).
- Jungpflanzen abhärten, bevor sie ins Freie kommen.
Pflege:
- Regelmäßig gießen – Kohl liebt gleichmäßige Feuchtigkeit.
- Mit Kompost oder Brennnesseljauche düngen für kräftige Köpfe.
- Mulchen hilft, den Boden feucht zu halten und Unkraut zu unterdrücken.
Tipp: Mischkultur mit Sellerie, Salat oder Spinat fördert gesundes Wachstum, während Bohnen und Erdbeeren eher ungeeignete Nachbarn sind.
Ernte und Lagerung
Je nach Sorte beginnt die Erntezeit ab Juli und kann bis in den Winter hineinreichen.
- Grünkohl wird nach dem ersten Frost besonders schmackhaft.
- Weiß- und Wirsingkohl können kühl und luftig mehrere Monate gelagert werden.
- Rotkohl eignet sich hervorragend zum Einlegen oder Fermentieren.
Saatgut selbst gewinnen
Da viele alte Sorten samenfest sind, lässt sich das Saatgut leicht selbst vermehren.
Lassen Sie einige Pflanzen blühen, ernten Sie die getrockneten Schoten und lagern Sie die Samen an einem kühlen, dunklen Ort.
Wichtig: Kreuzungen vermeiden, indem Sie nur eine Kohlsorte pro Beet zur Samenbildung stehen lassen.
Nachhaltigkeit trifft Genuss
Wer alte Kohlsorten anbaut, trägt aktiv zur Erhaltung genetischer Vielfalt bei. Diese Pflanzen sind robust, nährstoffreich und ideal für den biologischen Gartenbau. Gleichzeitig bringen sie Abwechslung auf den Teller – von deftigen Eintöpfen bis zu frischen Sommersalaten.
Fazit: Alte Kohlsorten sind mehr als nur ein Stück Gartengeschichte – sie sind ein Beweis dafür, dass Tradition und Nachhaltigkeit perfekt zusammenpassen. Mit etwas Pflege gedeihen sie prächtig, liefern reichlich Ertrag und machen den Gemüsegarten zu einem echten Erlebnis für Genießer.