Überfunktion oder Unterfunktion? Die geheimen Signale deiner Schilddrüse und wie du sie natürlich linderst

Kennst du dieses Gefühl? Du stehst morgens auf und fühlst dich, als hättest du keinen Wimpernschlag geschlafen. Dein Körper ist bleischwer, der Kopf wie in Watte gepackt. Oder vielleicht erlebst du genau das Gegenteil: Dein Herz rast wie nach einem Sprint, obwohl du entspannt auf dem Sofa sitzt. Eine innere Unruhe treibt dich fast in den Wahnsinn, ohne dass es einen Grund gäbe.

Viel zu oft schieben wir diese diffusen Beschwerden auf den Alltagsstress. Doch was, wenn die Ursache in einem kleinen, schmetterlingsförmigen Organ in deinem Hals liegt? Die Schilddrüse ist der Dirigent unseres Stoffwechsels. Wenn sie aus dem Takt gerät, spielt das ganze Orchester unseres Körpers verrückt.

Wie unsere Grafik zeigt, gibt es zwei Extreme: Entweder der Motor läuft heiß (Überfunktion/Hyperthyreose) oder er stottert im Winterschlaf-Modus (Unterfunktion/Hypothyreose). Beides belastet massiv.

Doch du bist nicht hilflos ausgeliefert. Während die Ursachenbehandlung in Profihände gehört, gibt es sanfte Wege aus “Omas Schatzkiste”, um die unangenehmsten Symptome im Alltag zu lindern und deinem Körper etwas Gutes zu tun. Schauen wir uns an, was dein Körper dir sagt und wie du ihm antworten kannst.

Alarmstufe Rot: Wenn der Stoffwechsel rast (Schilddrüsenüberfunktion)

Stell dir vor, du drückst das Gaspedal im Auto permanent durch – auch im Leerlauf. Das ist die Überfunktion. Dein Körper wird mit Hormonen geflutet. In der Grafik links sehen wir das “gestresste” Gesicht: weit geöffnete Augen, vielleicht gerötete Haut und eine Ausstrahlung von innerer Gehetztheit.

Hier sind die häufigsten Brandherde und wie du sie sanft kühlen kannst:

1. Das Symptom: Innere Unruhe, Herzklopfen und Zittern

Du stehst ständig unter Strom. Deine Hände zittern leicht, wenn du die Kaffeetasse hältst, und abends im Bett hörst du dein Herz bis in den Hals pochen. Einschlafen? Unmöglich.

Was jetzt gut tut:

  • Die Kraft der Melisse: Zitronenmelisse ist ein uraltes Hausmittel zur Beruhigung des überreizten Nervensystems, ohne müde zu machen. Ein lauwarmer Melissentee über den Tag verteilt kann Wunder wirken. Auch Baldrian oder Passionsblume am Abend helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen.
  • Magnesium-Boost: Ein Mangel an Magnesium kann Unruhe und Muskelzittern verstärken. Ein entspannendes Vollbad mit Magnesiumflocken (Epsomalz) am Abend hilft den Muskeln und den Nerven, loszulassen.
  • Koffein-Detox: Es klingt hart, ist aber essenziell. Kaffee, schwarzer Tee und Energydrinks sind Brandbeschleuniger für deine ohnehin schon überreizten Nerven. Steige auf Kräutertees oder “Goldene Milch” (Kurkuma-Latte) um.

2. Das Symptom: Hitzeintoleranz und Schweißausbrüche

Während andere frösteln, läufst du im T-Shirt herum und schwitzt trotzdem. Dein innerer Thermostat ist defekt und heizt permanent zu stark ein.

Was jetzt gut tut:

  • Salbei gegen das Schwitzen: Salbei ist der Klassiker gegen übermäßige Schweißproduktion. Trinke zwei Tassen lauwarmen Salbeitee täglich. Er wirkt zusammenziehend auf die Schweißdrüsen.
  • Kühlende Ernährung: Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) solltest du “hitzige” Speisen meiden. Reduziere scharfe Gewürze wie Chili und Ingwer. Setze stattdessen auf kühlende Lebensmittel wie Gurken, Melonen, Pfefferminze und gedünstetes Gemüse.

Der große Winterschlaf: Wenn die Energie fehlt (Schilddrüsenunterfunktion)

Das Gegenteil passiert bei der Unterfunktion (rechts in der Grafik). Der Schilddrüse fehlt der Treibstoff. Alles verlangsamt sich, als würdest du durch zähen Honig waten. Das Gesicht wirkt oft müde, teigig, die Augenlider sind schwer.

So kannst du deinem Körper helfen, wieder sanft in Schwung zu kommen:

1. Das Symptom: Bleierne Müdigkeit und “Nebel im Kopf”

Du wachst gerädert auf, der Tag ist ein einziger Kampf gegen die Schwerkraft. Konzentration fällt schwer, man spricht oft von “Brain Fog” (Gehirnnebel).

Was jetzt gut tut:

  • Rosmarin für den Geist: Rosmarin gilt als anregend für Kreislauf und Konzentration. Ein paar Tropfen hochwertiges Rosmarinöl in der Duftlampe am Schreibtisch oder ein Rosmarin-Fußbad am Morgen können helfen, den Nebel zu lichten, ohne aufzuputschen.
  • Sanfte Bewegung an frischer Luft: Es kostet Überwindung, aber Sauerstoff ist der wichtigste Brennstoff für deine müden Zellen. Ein 20-minütiger, strammer Spaziergang bringt mehr Energie als der dritte Kaffee.
  • Selen-Quellen nutzen: Das Spurenelement Selen ist wichtig für die Umwandlung der Schilddrüsenhormone. Zwei bis drei Paranüsse pro Tag können helfen, deinen Bedarf natürlich zu decken (nicht übertreiben!).

2. Das Symptom: Kältegefühl und träger Stoffwechsel

Du frierst ständig, hast kalte Füße und nimmst zu, obwohl du kaum isst. Deine Verdauung ist genauso träge wie der Rest deines Körpers.

Was jetzt gut tut:

  • Einheizen von innen: Jetzt sind wärmende Gewürze deine besten Freunde. Ingwertee, Zimt im Porridge, Kardamom und Suppen mit einer leichten Chili-Note regen den Stoffwechsel sanft an und wärmen von innen.
  • Wechselduschen: Beginne morgens warm und beende die Dusche mit kühlem (nicht eiskaltem) Wasser an Beinen und Armen. Das trainiert die Gefäße und gibt dem Kreislauf einen kleinen Kick.

3. Das Symptom: Trockene Haut und strohige Haare

Deine Haut spannt und schuppt, Nägel brechen ab, und im Bürsten bleiben mehr Haare hängen als früher.

Was jetzt gut tut:

  • Feuchtigkeit von außen: Deine Haut braucht jetzt reichhaltige Pflege. Natürliche Öle wie Mandelöl, Jojobaöl oder Kokosöl, direkt nach dem Duschen auf die noch feuchte Haut aufgetragen, schließen die Feuchtigkeit ein.
  • Nährstoffe für die Haare: Biotin und B-Vitamine sind wichtig für Haut und Haar. Haferflocken, Hülsenfrüchte und Nüsse sollten regelmäßig auf deinem Speiseplan stehen.

Wichtig: Hausmittel sind keine Heilmittel – Wann du zum Arzt musst

Die hier genannten Tipps sind wunderbare Begleiter, um deinen Alltag zu erleichtern und Symptome zu lindern. Sie sind “Erste Hilfe” für dein Wohlbefinden.

Aber jetzt kommt das große ABER:

Keines dieser Hausmittel, kein Tee und kein Öl kann eine Fehlfunktion deiner Schilddrüse heilen. Wenn deine Schilddrüse zu viele oder zu wenige Hormone produziert, liegt eine medizinische Störung vor, die eine echte Diagnose und Behandlung erfordert.

Eine unbehandelte Überfunktion kann Herz und Knochen schädigen. Eine unbehandelte Unterfunktion kann zu depressiven Verstimmungen führen und den Fettstoffwechsel ruinieren.

Bitte experimentiere nicht auf eigene Faust herum – vor allem nicht mit Jodtabletten! Was bei einer Unterfunktion durch Jodmangel helfen könnte, kann bei einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto (der häufigsten Ursache für Unterfunktion) fatal sein und einen Entzündungsschub auslösen.

Wenn du dich in den Symptomen der Grafik wiedererkennst, ist der wichtigste Schritt der Gang zum Arzt (Hausarzt oder Endokrinologe). Lass deine Blutwerte checken (mindestens TSH, fT3, fT4) und einen Ultraschall machen.

Nutze die Kraft der Natur, um dich besser zu fühlen, aber vertraue bei der Diagnose auf die Medizin. Deine Schilddrüse wird es dir danken.

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