Substrate im Vergleich – Was ist besser als Erde?

In der Hydroponik ist klassische Blumenerde fehl am Platz. Stattdessen übernehmen neutrale, poröse Materialien die Aufgabe, die Wurzeln zu stützen und mit Sauerstoff zu versorgen. Doch welches Substrat ist das richtige? Tongranulat, Perlite oder Steinwolle – alle haben ihre Vor- und Nachteile. In diesem Artikel erfährst du, welche Substrate sich für unterschiedliche Systeme eignen und worauf du bei der Wahl achten solltest.

Warum Hydroponik andere Substrate braucht

In der Hydroponik wachsen Pflanzen nicht in Erde, sondern in einem inerten Medium. Dieses speichert weder Nährstoffe noch beeinflusst es den pH-Wert.
Die gesamte Ernährung erfolgt über die Nährlösung – das Substrat dient nur als physische Stütze. Dadurch wird das Risiko von Krankheiten und Schimmel reduziert, und die Kontrolle über die Nährstoffversorgung verbessert sich deutlich.

Ein gutes Hydroponik-Substrat muss:

  • strukturstabil und langlebig sein
  • Wasser gleichmäßig speichern
  • gleichzeitig genügend Luft an die Wurzeln lassen
  • pH-neutral und steril sein

Tongranulat – der Klassiker mit stabiler Struktur

Tongranulat (z. B. Blähton oder Hydroton) ist eines der beliebtesten Substrate für Hydroponik und vertikale Systeme.
Es besteht aus gebrannten Tonkügelchen mit einer porösen Struktur, die Wasser speichert, aber auch viel Luft durchlässt.

Vorteile:

  • hervorragende Drainage und Belüftung
  • mehrfach wiederverwendbar
  • sehr stabil – ideal für große Pflanzen
  • leicht zu reinigen und zu desinfizieren

Nachteile:

  • relativ schwer
  • speichert weniger Wasser als andere Substrate
  • kann pH-Wert leicht anheben, wenn nicht vorgespült

Tipp: Tongranulat vor dem Einsatz gründlich auswaschen, um Staub und Kalkreste zu entfernen. Für größere Hydroponik-Systeme oder Außen-Pflanzwände ist es besonders geeignet.

Perlite – federleicht und luftdurchlässig

Perlite ist ein aufgeschäumtes vulkanisches Gestein mit extrem geringem Gewicht. Es sorgt für eine sehr gute Durchlüftung der Wurzeln und wird oft in Mischungen verwendet.

Vorteile:

  • sehr leicht, ideal für Balkonsysteme
  • exzellente Belüftung
  • pH-neutral und schimmelresistent
  • günstig und leicht verfügbar

Nachteile:

  • speichert kaum Wasser
  • feine Partikel können aus Systemen ausgespült werden
  • nicht wiederverwendbar

Perlite eignet sich besonders gut für Systeme mit regelmäßiger Bewässerung oder Tropfbewässerung, wo Wasser häufig nachfließt.

Steinwolle – präzise Feuchtigkeitskontrolle

Steinwolle ist ein industriell hergestelltes Substrat aus geschmolzenem Gestein. Sie wird in Platten, Blöcken oder Würfeln angeboten und ist besonders im professionellen Gemüseanbau verbreitet.

Vorteile:

  • konstante Feuchtigkeit – optimal für empfindliche Wurzeln
  • gleichmäßige Nährstoffverteilung
  • leicht zu handhaben
  • sehr hygienisch

Nachteile:

  • Einwegprodukt – schwer zu recyceln
  • kann Haut und Atemwege reizen
  • benötigt exakte pH-Kontrolle

Wer maximale Kontrolle über das Wurzelmilieu sucht, findet in Steinwolle ein präzises, aber wartungsintensives Substrat.

Seramis – die wohnzimmertaugliche Alternative

Seramis ist ein feineres Tongranulat, das Wasser hervorragend speichert und in Indoor-Systemen gern eingesetzt wird. Es ist ideal für kleine Kräutergärten oder Indoor-Pflanzwände, da es Feuchtigkeit langsam abgibt und kaum Gewicht hat.

Vorteile:

  • saubere Optik, ideal für Innenräume
  • hohe Wasserhaltefähigkeit
  • pH-neutral und leicht zu dosieren
  • perfekt für passive Systeme (Docht, Kratky)

Nachteile:

  • geringere Stabilität bei größeren Pflanzen
  • bei Dauerflutung zu feucht
  • teurer als klassisches Tongranulat

Seramis ist ideal für Indoor-Hydroponik-Anfänger, die ein pflegeleichtes und ästhetisches Substrat suchen.

Vergleichstabelle der wichtigsten Substrate

SubstratWasserhaltevermögenBelüftungWiederverwendbarGewichtAnwendung
Tongranulatmittelhochjaschwergroße Pflanzen, Außenbereich
Perlitegeringsehr hochneinsehr leichtBalkonsysteme, Mischsubstrate
SteinwollehochmittelneinleichtProfi-Gemüseanbau
SeramishochmittelbedingtleichtIndoor-Systeme, Kräuter

Erde als Vergleich – warum sie nicht geeignet ist

Erde speichert organische Stoffe und Mikroorganismen, die im Hydroponik-System schnell Fäulnis und Algenbildung verursachen.
Sie blockiert Pumpen, verschlammt Behälter und verhindert die präzise Steuerung der Nährlösung.

Kurz gesagt: Erde „lebt“, Hydroponik ist ein kontrolliertes System. Darum sind inerte Substrate unverzichtbar.

Substrat richtig vorbereiten

Vor der Verwendung jedes Substrats gilt:

  1. Gründlich ausspülen, um Staub und Kalk zu entfernen.
  2. pH-Wert prüfen – Zielbereich zwischen 5,5 und 6,5.
  3. Desinfizieren, falls das Material wiederverwendet wird (z. B. mit Wasserstoffperoxid-Lösung).

So vermeidest du Keime, Schimmel oder pH-Schwankungen in deinem System.

Fazit

Ob Tongranulat, Perlite, Steinwolle oder Seramis – jedes Substrat hat seine Stärken.
Für Anfänger sind Tongranulat oder Seramis ideal: stabil, pflegeleicht und einfach zu reinigen.
Fortgeschrittene Hydroponik-Gärtner greifen oft zu Steinwolle, um das Wachstum exakt zu steuern.

Entscheidend ist das Gleichgewicht zwischen Wasserspeicherung und Belüftung.
Teste verschiedene Substrate, beobachte das Wurzelverhalten deiner Pflanzen – und finde heraus, welches Medium deinem System und Stil am besten entspricht.

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