In der Hydroponik entscheidet der pH-Wert darüber, ob deine Pflanzen Nährstoffe überhaupt aufnehmen können. Selbst die beste Nährlösung nützt nichts, wenn der pH-Wert nicht stimmt. Ein zu hoher oder zu niedriger Wert blockiert wichtige Elemente – die Pflanzen „hungern“, obwohl alles vorhanden ist. Hier erfährst du, warum der pH-Wert so entscheidend ist, wie du ihn misst und optimal regulierst.
Was ist der pH-Wert?
Der pH-Wert beschreibt, wie sauer oder basisch eine Lösung ist.
Er reicht von 0 (stark sauer) bis 14 (stark basisch), wobei 7 neutral ist.
In der Hydroponik beeinflusst dieser Wert, wie gut Mineralien wie Stickstoff, Kalium, Eisen oder Zink in der Nährlösung gelöst und von den Wurzeln aufgenommen werden können.
- Zu niedriger pH (<5,5): Eisen und Mangan werden zu viel aufgenommen – Gefahr von Überdüngung.
- Zu hoher pH (>6,8): Eisen, Phosphor und Zink werden blockiert – Pflanzen zeigen Mangelerscheinungen.
Der ideale Bereich liegt daher zwischen 5,5 und 6,5, abhängig von Pflanzentyp und Nährlösung.
Warum der pH-Wert lebenswichtig ist
Pflanzen nehmen Nährstoffe über Wasser auf. Doch die chemische Form dieser Nährstoffe hängt vom pH-Wert ab. Wenn er nicht stimmt, sind bestimmte Stoffe nicht mehr löslich – sie „verstecken“ sich vor den Wurzeln.
Beispiele:
- Bei pH 7,5 wird Eisen fast vollständig unzugänglich.
- Bei pH 5,0 ist Kalzium schwer verfügbar.
- Stickstoff wird im falschen Bereich ineffizient umgesetzt.
Das bedeutet: Die Pflanzen hungern im Überfluss, obwohl genug Nährstoffe vorhanden sind.
Ein stabiler pH-Wert sorgt dafür, dass alle Makro- und Mikronährstoffe im richtigen Verhältnis aufgenommen werden – die Grundlage für gesundes, kräftiges Wachstum.
Optimale pH-Spanne für Hydroponik
| Pflanzengruppe | Optimaler pH-Bereich |
|---|---|
| Salate, Kräuter | 5,5 – 6,2 |
| Tomaten, Paprika | 5,8 – 6,5 |
| Zierpflanzen | 5,8 – 6,3 |
| Microgreens | 5,5 – 6,0 |
Tipp: Bei mehreren Pflanzenarten im gleichen System wähle den Mittelwert – etwa pH 6,0.
Wie misst man den pH-Wert richtig?
Es gibt drei gängige Methoden:
- pH-Teststreifen
- günstig, einfach, aber ungenau
- gut für erste Tests oder kleine Systeme
- pH-Tröpfchentests
- visuell ablesbar, etwas präziser
- Farben können jedoch schwer zu unterscheiden sein
- Digitale pH-Messgeräte
- hohe Genauigkeit (±0,1 pH)
- ideal für regelmäßige Kontrolle
- müssen regelmäßig kalibriert werden (mit Pufferlösungen pH 4, 7, 10)
Empfohlen wird ein digitales Messgerät, besonders wenn du dein System langfristig betreibst.
Wie oft sollte man messen?
- Bei kleinen passiven Systemen (z. B. Kratky, Docht): alle 2–3 Tage
- Bei aktiven Systemen mit Pumpe: täglich oder automatisiert
- Nach jeder Änderung (Nährlösung, Wasser nachfüllen, neue Pflanzen): sofort nachmessen
Der pH-Wert kann sich durch Nährstoffaufnahme, Verdunstung oder CO₂-Veränderung im Wasser schnell verschieben.
pH-Wert anpassen – Schritt für Schritt
Wenn der Wert außerhalb des optimalen Bereichs liegt, kannst du ihn mit geeigneten Mitteln korrigieren:
- Zu hoher pH-Wert → Senken mit pH Down (z. B. Phosphorsäure, Zitronensäure)
- Zu niedriger pH-Wert → Anheben mit pH Up (z. B. Kaliumhydroxid)
Anwendungshinweise:
- Immer kleine Mengen dosieren.
- Nach jeder Zugabe gut durchmischen.
- Einige Minuten warten, dann erneut messen.
- Zielwert anstreben, nicht überschreiten.
⚠️ Sicherheitshinweis: Trage Handschuhe und Schutzbrille, vor allem bei konzentrierten Säuren und Basen.
Pufferfähigkeit der Nährlösung
Manche Nährlösungen enthalten pH-Puffer, die Schwankungen abfangen.
Diese Puffer stabilisieren den pH-Wert automatisch – besonders praktisch für Anfänger.
Beachte aber: Wenn du mit Leitungswasser arbeitest, kann die Härte des Wassers (hoher Calcium- oder Magnesiumgehalt) die Wirkung solcher Puffer beeinflussen.
Hartes Wasser neigt dazu, den pH-Wert langfristig nach oben zu drücken.
Tipp: Verwende, wenn möglich, weiches Wasser oder gefiltertes Regenwasser.
Häufige pH-Probleme und Lösungen
| Symptom | Mögliche Ursache | Abhilfe |
|---|---|---|
| Blätter gelb, Venen grün | Eisenmangel durch zu hohen pH | pH senken auf 5,8 |
| Wachstumsstillstand | Blockierte Nährstoffe | pH prüfen und korrigieren |
| Schleim im Tank | biologische Aktivität, CO₂-Abbau | Wasser wechseln, pH prüfen |
| pH schwankt stark | zu wenig Pufferkapazität | stabilisierende Nährlösung verwenden |
Fazit
Ein stabiler pH-Wert ist das Herz jedes Hydroponik-Systems.
Er entscheidet, ob deine Pflanzen optimal versorgt sind oder still vor sich hinleiden.
Mit einem einfachen Messgerät, etwas Routine und gezielter Kontrolle hältst du deine Nährlösung im idealen Bereich – und deine Pflanzen danken es dir mit kräftigem Wachstum, gesunden Blättern und reicher Ernte.