Vergessene Kürbissorten – alte Lieblingspflanzen im Garten neu entdecken

Kürbisse gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Schon unsere Vorfahren schätzten sie als nahrhafte, vielseitige und lange lagerfähige Früchte. Doch in den letzten Jahrzehnten haben moderne Sorten viele alte Kürbisarten verdrängt. Dabei sind gerade die vergessenen Sorten wahre Schätze – mit besonderen Formen, Farben und Aromen. Wer sie wieder im Garten anbaut, erlebt eine neue Vielfalt und bewahrt zugleich ein Stück gärtnerischer Tradition.

Warum alte Kürbissorten wiederentdecken?

Während im Supermarkt meist nur Hokkaido oder Butternut liegen, bieten alte Sorten eine erstaunliche Vielfalt an Geschmack und Verwendung. Manche eignen sich hervorragend zum Backen, andere für herzhafte Gerichte oder zur Dekoration. Zudem sind viele alte Sorten robuster, anpassungsfähiger und samenfest – das heißt, man kann ihr Saatgut selbst gewinnen.

Gute Gründe, alte Kürbisse anzubauen:

  • Einzigartige Geschmacksnuancen: von süßlich-nussig bis feinwürzig.
  • Besondere Formen und Farben: runde, längliche, warzige oder gestreifte Früchte.
  • Nachhaltig: samenfest, ohne Hybridzüchtung.
  • Widerstandsfähig: viele alte Sorten kommen gut mit Trockenheit und Kälte zurecht.

Beliebte vergessene Kürbissorten

‘Musquée de Provence’

Ein Klassiker aus Südfrankreich mit großen, gerippten Früchten. Das Fruchtfleisch ist orange, fest und aromatisch – perfekt für Suppen, Ofengerichte und Pürees.

‘Rouge Vif d’Étampes’

Bekannt als der leuchtend rote Märchenkürbis. Seine flachen, runden Früchte sind dekorativ und haben einen leicht süßlichen Geschmack. Ideal für herbstliche Gerichte und als Blickfang im Garten.

‘Crown Prince’

Diese englische Sorte trägt silbergraue Früchte mit kräftig orangefarbenem Fleisch. Sie ist hervorragend lagerfähig und beliebt wegen ihres süßen, leicht nussigen Aromas.

‘Galeuse d’Eysines’

Auffällig durch ihre warzige Schale, die an Zuckerkrusten erinnert. Ihr Geschmack ist besonders fein und eignet sich hervorragend für Suppen oder Kürbiskuchen.

‘Long Island Cheese’

Eine alte amerikanische Sorte, die ihrem Namen alle Ehre macht: Die flachen, beigefarbenen Früchte erinnern an Käselaibe. Ihr Fruchtfleisch ist zart und aromatisch – ideal zum Backen.

Standort und Pflanzung

Kürbisse lieben Wärme, Sonne und nährstoffreichen Boden. Ein geschützter, vollsonniger Standort mit kompostreichem Substrat ist ideal.

Aussaat:

  • Ab Mitte Mai direkt ins Beet, sobald keine Nachtfröste mehr drohen.
  • Alternativ ab April in Töpfen vorziehen.
  • Pro Pflanzstelle 2–3 Samen, später die stärkste Pflanze stehen lassen.

Abstände:
Kürbisse brauchen Platz! Zwischen den Pflanzen sollten mindestens 1,5 Meter liegen, bei rankenden Sorten sogar mehr.

Tipp: Wer wenig Platz hat, kann Rankhilfen oder Komposthügel nutzen – Kürbisse wachsen gerne auf nährstoffreichen Haufen und beschatten den Boden.

Pflege: So gedeihen alte Sorten prächtig

Kürbisse sind unkompliziert, brauchen aber regelmäßiges Gießen, besonders während der Fruchtbildung.

Pflegehinweise:

  • Boden gleichmäßig feucht halten, aber Staunässe vermeiden.
  • Mulchen mit Stroh oder Gras hilft, die Feuchtigkeit zu speichern.
  • Düngen mit reifem Kompost oder Brennnesseljauche.
  • Seitentriebe bei Bedarf einkürzen, um die Energie auf wenige Früchte zu lenken.

Viele alte Sorten sind weniger anfällig für Schädlinge, dennoch hilft es, Mischkultur zu nutzen: Ringelblumen, Mais oder Bohnen sind gute Nachbarn und schützen natürlich vor Schädlingen.

Ernte und Lagerung

Kürbisse sind erntereif, wenn der Stiel verholzt und die Schale hart ist. Ernte am besten an einem trockenen Tag, mit einem kleinen Stielansatz – so bleiben sie länger haltbar.

Lagerung:

  • Trocken und kühl bei etwa 10–14 °C.
  • Regelmäßig kontrollieren und Druckstellen vermeiden.
  • Manche Sorten wie ‘Crown Prince’ halten sich bis zu 6 Monate.

Tipp: Alte Sorten eignen sich hervorragend, um über den Winter hinweg Vorräte anzulegen.

In der Küche – aromatisch und vielseitig

Vergessene Kürbissorten überraschen mit feinen Aromen. Sie passen zu süßen und herzhaften Rezepten:

  • Suppen und Eintöpfe mit Musquée oder Galeuse d’Eysines.
  • Ofengerichte mit Hokkaido-Alternativen wie Crown Prince.
  • Kürbiskuchen oder Marmelade aus süßeren Sorten.

Auch die Kerne sind wertvoll: geröstet als Snack oder für Kürbiskernöl.

Saatgut selbst gewinnen

Ein großer Vorteil alter Sorten: Sie sind samenfest.

So funktioniert’s:

  1. Vollreife Früchte aufschneiden, Kerne entnehmen.
  2. Kerne waschen, trocknen und kühl lagern.
  3. Beschriften und im nächsten Jahr wieder aussäen.

Tipp: Damit Sorten rein bleiben, sollten verschiedene Kürbisarten nicht direkt nebeneinander blühen – sie kreuzen sich leicht.

Fazit

Alte Kürbissorten bringen Farbe, Vielfalt und Geschichte zurück in den Garten. Sie sind robust, aromatisch und nachhaltig. Wer vergessene Sorten anbaut, entdeckt nicht nur neue Geschmäcker, sondern erlebt, wie lebendig Gartenkultur sein kann – voller Tradition, Genuss und Freude am Wachsen.

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