Kartoffeln gehören seit Jahrhunderten zu den wichtigsten Nutzpflanzen in unseren Gärten. Doch während im Supermarkt meist nur wenige, ertragreiche Sorten zu finden sind, schlummern in alten, fast vergessenen Kartoffelsorten wahre Schätze: intensive Aromen, bunte Farben und erstaunliche Formen. Diese alten Sorten bringen nicht nur Abwechslung in die Küche, sondern auch Vielfalt und Charakter ins Beet.
Hier erfährst du, warum sich der Anbau alter Kartoffeln lohnt, welche Sorten besonders empfehlenswert sind und wie du sie erfolgreich pflanzt und pflegst.
Warum alte Kartoffelsorten wiederentdeckt werden sollten
Früher war die Kartoffel ein echtes Vielfaltswunder – jede Region hatte ihre eigenen Sorten, die an Klima und Boden angepasst waren. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft verschwanden viele davon, weil nur noch einheitliche, ertragreiche Sorten gezüchtet wurden.
Doch alte Kartoffeln haben viel zu bieten:
- Einzigartiger Geschmack: von nussig bis cremig, oft intensiver als moderne Sorten.
- Besondere Farben: violett, rot, blau oder goldgelb – auch optisch ein Highlight.
- Robustheit: viele alte Sorten sind widerstandsfähig gegen Krankheiten.
- Vielfalt im Garten: jede Sorte wächst und reift anders – ideal für Selbstversorger.
Mit ihrem Anbau trägst du außerdem zur Erhaltung genetischer Vielfalt und alter Kulturpflanzen bei – ein kleiner Beitrag für Nachhaltigkeit und Genuss.
Alte Kartoffelsorten, die sich lohnen
Hier eine Auswahl beliebter und bewährter Sorten, die sich auch im Hausgarten gut anbauen lassen:
- ‘Blaue St. Galler’ – aus der Schweiz, mit violettem Fleisch und mildem Geschmack.
- ‘La Ratte’ – französische Delikatesse, festkochend, nussig und fein im Aroma.
- ‘Bamberger Hörnchen’ – länglich und aromatisch, perfekt für Bratkartoffeln.
- ‘Rote Emmalie’ – auffällig rote Schale und rotes Fleisch, reich an Antioxidantien.
- ‘Linda’ – Klassiker mit gelbem Fleisch, leicht buttrig und vielseitig in der Küche.
- ‘Highland Burgundy Red’ – altenglische Sorte mit rotem Fleisch und feinem Geschmack.
Tipp: Wähle mehrere Sorten mit unterschiedlicher Reifezeit (früh, mittel, spät), um über einen längeren Zeitraum ernten zu können.
Standort und Boden vorbereiten
Kartoffeln lieben lockere, nährstoffreiche Böden und sonnige Lagen. Schwere oder verdichtete Böden solltest du mit Kompost oder Sand verbessern.
Vorbereitung:
- Im Herbst oder zeitigen Frühjahr den Boden tief lockern.
- Im März oder April die Pflanzkartoffeln vorkeimen lassen – an einem hellen, frostfreien Ort.
- Nach 3–4 Wochen zeigen sich kurze, kräftige Triebe – jetzt sind sie pflanzbereit.
Kartoffeln pflanzen – Schritt für Schritt
- Pflanzzeit: ab Mitte April bis Anfang Mai, wenn kein Frost mehr droht.
- Pflanztiefe: ca. 10 cm, Reihenabstand 60 cm, Pflanzabstand 30 cm.
- Erde leicht anhäufeln, sobald die Triebe 20 cm hoch sind.
- Regelmäßig gießen, aber Staunässe vermeiden.
Alte Sorten sind oft etwas empfindlicher gegenüber Trockenheit, danken aber gute Pflege mit aromatischen Knollen.
Pflege und Schutz
- Mulchen: hält Feuchtigkeit im Boden und hemmt Unkraut.
- Kartoffelkäfer kontrollieren: regelmäßig Blätter absuchen, um Befall zu verhindern.
- Boden lockern: zwischen den Reihen vorsichtig hacken, um Luft an die Wurzeln zu lassen.
Ein wichtiger Trick: Kartoffeln nicht jedes Jahr an dieselbe Stelle pflanzen, sondern im Rahmen der Fruchtfolge alle 3–4 Jahre den Standort wechseln.
Ernte und Lagerung
Die Erntezeit hängt von der Sorte ab – frühe Sorten sind ab Juni, späte ab August oder September erntereif. Wenn das Kraut vergilbt, ist der richtige Moment gekommen.
Ernte-Tipps:
- Knollen vorsichtig mit einer Grabegabel ausheben.
- Erde leicht abschütteln, aber nicht abwaschen.
- Zwei Tage an einem luftigen, schattigen Ort nachtrocknen lassen.
- Anschließend kühl, dunkel und trocken lagern – ideal sind 4–8 °C.
So bleiben die Kartoffeln über den Winter fest und aromatisch.
Genuss aus dem eigenen Beet
Alte Kartoffelsorten überraschen in der Küche mit Vielfalt:
- Festkochende Sorten wie „La Ratte“ oder „Linda“ sind ideal für Salate und Bratkartoffeln.
- Mehligkochende Sorten wie „Highland Burgundy Red“ eignen sich für Püree oder Gratins.
- Bunte Sorten wie „Rote Emmalie“ sind ein Hingucker auf jedem Teller.
Mit ihren unterschiedlichen Farben und Geschmacksrichtungen wird jede Mahlzeit zu einem kleinen Erlebnis – frisch aus der Erde geerntet, direkt in die Küche.
Fazit
Alte Kartoffelsorten sind ein Stück lebendige Geschichte. Sie verbinden Genuss, Nachhaltigkeit und gärtnerische Leidenschaft. Wer sie anbaut, entdeckt, wie vielfältig die „Knolle“ wirklich sein kann – und bewahrt zugleich ein Stück Kultur. Mit etwas Pflege und Neugier lassen sich diese Schätze im eigenen Garten ganz leicht neu entdecken.